WSV Heim

Spielabende jeden Dienstag
ab 19.30 Uhr
im Vereinsheim
am Biebricher Schlosspark.

Jugendtraining 18.00 - 19.00 Uhr

Guter Start in die neue Oberliga-Saison mit einem Wermutstropfen

Kommentiert von Frank Mayer
01.12.2024

Endlich ging es am Wochenende mit der Oberliga Süd-West A los, die eigentlich eine höherklassige Hessenliga ist. Da es mindestens drei Absteiger geben wird, war es wichtig, einen guten Start zu erwischen. Wir waren wieder - wie letztes Mal -  zu Gast bei unseren Freunden in Eppstein. Und wie immer hatten wir erstklassige Spielbedingungen. Besonders zu erwähnen war die hervorragende Verpflegung. Es gab ein reichhaltiges Buffet mit belegten Brötchen, Kaffee und Getränken, was zudem noch kostenlos war. Gerne haben wir dafür das Spenden-Sparschwein gefüttert.

 

Am Samstag trafen wir auf die Schachfreunde Neuberg, die letztes Jahr mit der zweiten Garde gegen uns angetreten waren und hoch verloren. Diesmal hatten sie sich etwas vorgenommen und kamen fast in Bestbesetzung. Julian trennte sich als Erster schiedlich friedlich und machte Remis. Danach willigte Igor ins Remis ein. Andre gewann in einer italienischen Partie eine wichtigen Bauer und verwertete diesen Vorteil gegen seinen jugendlichen Gegner souverän in einen Sieg. Christian nutzte eine Eröffnungs-Ungenauigkeit mit hoher Präzision aus und holte den nächsten Punkt. Daniel, der nach langer Abstinenz wieder Freude am Schach zu finden scheint, versuchte den zweifelhaften Ruf des Leningrad-Holländers zu rehabilitieren. Ob es ihm gelungen ist, ist schwer zu sagen, da die Partie nach einem Qualitätsopfer-Angebot von Weiß abrupt mit Remis endete. Laut Daniel hatten wohl beide Angst: Der eine vor Annahme, der Andere davor, dass es angenommen wird. Besonders gut aufgelegt war an diesem Wochenende unser indischer Schachfreund Anwesh. Er überspielte seinen Gegner mit einer "Stockfish"-ähnlichen Präzision im Katalanen. Auch unser Taktik-Fuchs Uli überlistete seinen starken Gegner und gewann die Qualität, die er in "meisterhafter Technik" in einen Sieg ummünzte. Leider verhaspelte sich Tymur bei seiner ersten Oberligapartie am Ende und verlor.
Somit gewannen wir gegen Neuberg mit 5.5 zu 2,5 und hatten damit den Pflichtsieg eingefahren.

Am Sonntag bekamen wir es mit dem Meisterschaftsfavoriten Wolfhagen 2 zu tun. Wir rechneten uns wenige Chancen aus, doch es wurde enger als erwartet, Julian war wieder der Erste, der eine unausgekämpfte Stellung Remis gab. Igor tat es ihm dann nach.
Anwesh war - wie gesagt - glänzend disponiert und ließ auch heute seinem Gegner keine Chance. Daniel blieb seiner Allzweckwaffe Holländisch treu und war mit dem mir wohlbekannten Berserkerangriff konfrontiert. Doch anders als mein Gegner nahm er den vergifteten Bauer auf h5 nicht, sondern wich mit d6 ab. Da sein Gegner die beste Fortsetzung verpasste, gelang es ihm, die Stellung auszugleichen und er einigte sich auf Remis. Also lagen wir nun überraschend mit 2,5 zu 1,5 in Front. Und als dann der Gegner von Bruna in völlig gewonnener Stellung die Dame einstellte, wähnten wir uns dem Sieg nahe. Leider war jedoch ihre Stellung bereits so schlecht, dass selbst der Damengewinn nichts mehr nutzte. Uli hatte eine im wahrsten Sinne "abwechslungsreiche Partie" gespielt. Erst stand er auf Verlust, dann seine Gegnerin. Zum Schluss war für beide nicht mehr als ein Unentschieden drin. Andre hatte mutig zwei Bauern für Angriff geopfert, den er auch bekam. Er konnte die Bauern dadurch auch zurückgewinnen, seine Stellung war aufgrund der Bauernschwächen aber nicht zu halten. Somit musste Christian gewinnen. Er hatte auch in einer tollen Partie gegen einen starken IM einen Bauern im Endspiel mehr. Er versuchte alles und konnte auch seine Stellung etwas verbessern. Letzlich kam es aber zum Remis durch dreimalige Stellungswiederholung. Trotzdem "Bravo" Christian für deinen tollen Kampfgeist, den an diesem Wochenende leider nicht alle gezeigt haben. Das Endergebnis lautete also 4,5 : 3,5 für Wolfhagen 2.
Trotzdem können wir mit unserer Leistung alles in allem zufrieden sein.
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Willkommen beim Wiesbadener Schachverein 1885

Wir sind ein traditionsreicher Schachverein, deutschlandweit einer der ältesten. Zeitgemäß aufgestellt, bietet der WSV 3 Turniermannschaften von der Oberliga über die Landesklasse bis Bezirksoberliga auf! Unsere aktiven Kinder und Jugendlichen sind je nach Spielstärke in die Mannschaften integriert, ebenso die Ü-60-Spieler.

 Vereinsangebote: regelmäßige Spielabende im eigenen Vereinsheim, Jugendtraining, Schnellschachturniere, GM-Training, Schlosspark-Open Turnier, Weihnachtsblitzturnier.

Spielabende finden jeden Dienstag ab 19.30 Uhr im Vereinsheim am Biebricher Schlosspark statt derzeit G3-Regel für Erwachsene.


Nachgefragt

WK-Redakteur zu Gast beim 2. Vorsitzenden Lothar Dyck

Dyck foto

Lothar Dyck ist fasziniert und begeistert vom Schachspiel. So sehr, dass er seine Freude gerne teilt - im Wiesbadener Schachverein 1885 und in diversen Grundschulen, wo er privat Schachunterricht gibt.

Von Patrick Rupp

 Wenn man mit Lothar Dyck über das Schachspiel redet, glänzen seine Augen. Die Worte sprudeln wie ein Wasserfall aus ihm heraus. „Mein Vater hat es mir damals beigebracht. Mit elf Jahren habe ich die Schach- Rätsel in der Zeitung gelöst. Der Name der Person, die das Rätsel gelöst hatte, wurde dann veröffentlicht“, erinnert sich der heute 74-Jährige. Das Brettspiel fasziniert ihn bis heute: die Geschichte, der Geist, das Wesen und nicht zuletzt die gesellschaftliche Bedeutung des Schachs. Darüber könnte man sich über Stunden mit ihm unterhalten.

Wichtiges auf fünf Seiten

Irgendwann kam der Nordenstadter auf die Idee, dass er diese Begeisterung mit anderen Menschen teilen müsste. „Ich staune immer wieder, wenn ich mich mit dem Spiel auseinandersetze. Meine Hoffnung ist, dass es anderen auch so geht“, erzählt Dyck, der vor seiner Pension Polizeibeamter war.

Er schnappte sich ein altes Schachlexikon, das er 1998 auf einem Flohmarkt ergattert hatte. Nachdem die Staubflusen entfernt waren, begann er die Lektüre des Wälzers. Über tausend Seiten über das Schachspielen, das wäre selbst ihm zu viel, dachte sich Dyck und fasste das Wichtigste auf fünf Seiten zusammen. Dazu nutzte er weitere zehn Bücher, deren Inhalte ihn vor allem mit der einzigartigen Schach-Rhetorik begeisterten. „Ein kleiner Streifzug durch die Schachwelt“ nennt er sein Werk, das sich nur bei ihm auf dem Computer befindet. Neben der Historie des Spiels zeigt Dyck darin anhand vieler Zitate, welche Bedeutung Schach erzielen kann.

Der französisch-amerikanische Maler Marcel Duchamp bezeichnete das Schachspiel etwa als „fast zu schwierig für die Beschränktheit des menschlichen Geistes“. Die Vergleiche, die Künstler und Philosophen anstellen, sind oft sehr treffend, sagt Dyck. Im Wesentlichen gehe es darum, so auch ein zentraler Satz seines Streifzugs durch die Schachwelt, „die uralte Spannung zwischen Geist und Materie, Kontrolle und Freiheit, Beherrschung und Liebe immer neu auszutragen“. Diese Spannung gebe es bei jedem Spieler. Natürlich ist Dyck nicht nur ein Schachschreiber, sondern auch ein Schachspieler. Bescheiden sagt er: „Ich spiele sehr gerne, aber es sind viele besser.“ Als zweiter Vorsitzender des Wiesbadener Schachvereins 1885 kennt er jene Schachprofis, die ihm überlegen sind. Die erste Mannschaft der 85er, die ihren Sitz im Jeanne-Schütz-Haus am Biebricher Schlosspark hat, spielte sogar schon in der Ersten Liga.

Dyck ist als engagiertes Vorstandsmitglied stets um Zuwachs bemüht. Am vielversprechendsten sind dabei junge Schachbegeisterte, die besonders lernwillig sind. Zu diesem Zwecke tourt Dyck in Eigenregie durch Grundschulen. In Wallau sowie in den Wiesbadener Vororten Naurod, Nordenstadt und Biebrich unterrichtet er Schüler im Schach - meist nachmittags.

Lernen fürs Leben

Zwölf Lerneffekte, die über das Spiel hinausgehen und im Leben eine große Rolle spielen, hält Dyck dabei für bedeutsam. Neben der Erhöhung der Disziplin und derWeiterentwicklung der Geduld sei das selbstkritische Überdenken eigener Fehler von herausragender Wichtigkeit. „Während des Spiels dokumentiert man jeden seiner Züge. Somit bleiben die Fehler präsent. Das lässt sich zweifelsohne auch auf das Leben übertragen“, betont Dyck, der kürzlich Urgroßvater wurde. Doch wie bei seinen Kindern und Enkeln wird er auch seinen Urenkel nicht bedrängen, sich für das Schachspiel zu begeistern: „Das muss jeder selbst entscheiden. Jeder soll aber wissen, was es für ein besonderes Spiel es ist.“ Aus diesem Grund ist Dyck zum Schachschriftsteller geworden.