WSV Heim

Spielabende jeden Dienstag
ab 19.30 Uhr
im Vereinsheim
am Biebricher Schlosspark.

Jugendtraining 18.00 - 19.00 Uhr

ABSTIEGSKRAKEN Teil 2

von Ulrich Nehmert

In der heutigen Ausspielung der Krakentrilogie geht es um das OL-wochenende am 22. und 23. März 2025 und die dort ermittelten Absteiger. Weitere können durch die anfallenden Stichkämpfe noch folgen, dies und die Auswirkungen auf WI 85 II in der Hessenliga wird in Teil 3 erörtert.
Es war ein unglaublich spannendes Abstiegswochenende, erst nach der letzten Partie stand fest, welche Teams der Protagonisten die Plätze 7, 8 oder 9 erreichen. Dabei steigen 8 und 9 sicher in die Hessenliga ab, 7 abhängig von anstehenden Stichkämpfen. Sicher abgestiegen war bereits Bad Homburg. Deren wehmütiger Bericht über die OL-Saison ist zu auf deren Homspage zu lesen, ebenso wie die Berichte von Eppstein und Gernsheim über das Abstiegswochenende. Alle sind interessant zu lesen und spiegeln den absoluten Willen, nicht abzusteigen, wieder.


Ausgangslage für den Abstiegstiegskampf waren folgende Punktstände: Gernsheim 5 MP, Mörlenbach 4 MP, Eppstein 2 MP. Wiesbaden hatte genügend Punkte, spielte gegen Gernsheim und Mörlenbach und versuchte, nicht durch eine Niederlage in den Abstiegskampf einzugreifen. Die 3 anderen Teams spielten gegeneinander, Eppstein musste 2x gewinnen, um die anderen zu überholen, und diese wiederum durften gegen uns nicht (voll) punkten. Am Samstag spielten wir gegen Mörlenbach. Der immer kampfeswillige Anwesh spielte mit, dh er wollte, aber 30 Minuten nach Spielbeginn gratulierte ihm Schiedsrichter Holger Bergmann. Sein Gegner war in einen Stau gekommen und hat die Karenzzeit überschritten. Und damit stand es, ratet mal, richtig, 2 zu 1 für uns. Igor und sein GM-Kollege Sergej Galdunts hatten bereits als 12-jährige in Moskau gegeneinander gespielt (geschätzt vor 45 Jahren) und feierten dies mit einem GM-remis. Georg Legde und Andrej sind elomäßig etwa auf Ausgehöhe und einigten sich ebenfalls nach 10 Minuten auf remis.
Nichts für die Zuschauer, aber der Rest der Teams spielte ja noch. Wobei die Mörlenbacher in der Auswahl der Spieler eingeschränkt waren. Immerhin vier Spieler nehmen am Bad Wörrishofener Turnier teil, sodass am Wochende eigentlich nur 6 Kaderspieler eingesetzt werden konnten. Die beiden Ersatzspieler wurden bisher eher selten eingesetzt.
Nach 3 Stunden Spielzeit verlies Igor den Spielsaal Richtung Hotel und prophezeite, dass in den restlichen Partien Christian, Frank Dietze und Michael gewinnen, Maxim remisiert und Samuel verliert. Gut gebrüllt, so kam es auch, ausser dass Samuel mit 2 Minusbauern noch ein Unentschieden schaffte. Neu IM Christian  gewann gegen Vitali Kunin nach einer fehlerfrei von ihm durchgeführten Partie, nach deren Abschluss er ein gespieltes TurnierELO von 2.844 aufwies, unglaublich.
Allerdings hat Vitali nach der Fantasievariante des CaroKann und 15 Zügen Theorie einen Angriff am Königsflügel eingeleitet, den er wahrscheinlich mit einer besseren Mannschaft nicht gestartet hätte.
Wir gewannen damit 6-2, Eppstein 5-3 gegen Gernsheim. Eppstein ist mit 4 Titelträgern angetreten, zum ersten Mal in der Saison mit der starken IM Irina Bulmaga.
Der Sieg wurde letztlich aber an den letzten Brettern durch die Einheimischen abgesichert, eine tolle Leistung gegen die Gernsheimer. Neuer Stand im Abstiegsstrudel Gernsheim 5MP, Mörlenbach und Eppstein 4 MP.
Am Sonntag traten Mörlenbach gegen Eppstein an, Eppstein gewann 4,5 zu 3,5 und hatte das Mögliche getan. Prägend für den Kampf waren der Sieg von Christian Böhmer, nunmehr dem Stau entronnen, gegen WGM Doluhova und die Niederlage von Vitali Kunin gegen Irina Bulmuga. In der offenen g-linie übte Vitali Druck aus, der aber nicht reichte. Daher 2 Figurenopfer, die bei Erfolg den Mannschaftssieg gebracht hätten. Irina verteidigte sich geschickt, und Vitali verlor. Für mich ist Vitali trotz der 2 Niederlagen der Spieler des Wochenendes, er hat für sein Team riskiert, und das ist bestimmt großmeisterlicher als ELOschondes remisieren. Jetzt gehts erst richtig los, wir gegen Gernsheim. Ich war gespannt, wie die Gernsheimer unseren 4 Stars an den Spitzenbretter begegnen wollten. Das machten sie geschickt, Andrej und Anwesh bekamen schnelle Remisangebote, die sie bei ausgeglichener Stellung annahmen. Igor musste diesmal länger rann. Er bekam aus der Triangelvariante im Damengambit eine Stellung aufs Brett, in der ein erfahrener Großmeister die Vorteile der schwarzen Stellung, Läuferpaar, Blockadespringer auf d5, getauschte Damen und gegnerischer Isolani auf d4 gerne spielt. Aber leider hatte Igor Weiß,
und er musste seine ganze Kunst aufbieten, um die Stellung zu halten, was gelang. Christian hatte nach 16 Zügen 8 Minuten mehr auf der Uhr, dem Inkrement sein Dank. Nutze aber nichts, sein Gegner spielte sehr konsequent, nutze den Raumvorteil aus und gewann trotz harter Gegenwehr. Glückwunsch an Rene Borchart, eine tolle Partie.
Der Mannschaftskampf stand damit 2,5 zu 1,5 gegen uns, und die hinteren Bretter mussten es richten. Maja richtete wenig, in ihrer französischen Spezialeröffnung bekam sie wohl eine bekannte Stellung, aber irgendwie wurde sie überlistet, 1,5 zu 3,5. Danach gewannen Samuel und Daniel, nicht ohne Zutun der Gegner. Diese hatten recht früh Remisangebote abgelehnt, Schmach über den Mannschaftsführer.
Der letzte Kämpfer war also Michael. Er stand erst besser, dann ausgeglichen, dann verzuppelte er die Stellung und stand auf Verlust. Das sah sein Gegner nicht und es wurde remis (Einzelheiten mit Diagramm im Gernsheimer Bericht).
Es endete also 4-4 bei uns und Eppstein ist 7ter und hat noch Hoffnung auf die Stichkämpfe, Mörlenbach und Gernsheim sind abgestiegen. Schade für Euch, wir sehen uns nächstes Jahr in der Hessenliga.


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Willkommen beim Wiesbadener Schachverein 1885

Wir sind ein traditionsreicher Schachverein, deutschlandweit einer der ältesten. Zeitgemäß aufgestellt, bietet der WSV 3 Turniermannschaften von der Oberliga über die Landesklasse bis Bezirksoberliga auf! Unsere aktiven Kinder und Jugendlichen sind je nach Spielstärke in die Mannschaften integriert, ebenso die Ü-60-Spieler.

 Vereinsangebote: regelmäßige Spielabende im eigenen Vereinsheim, Jugendtraining, Schnellschachturniere, GM-Training, Schlosspark-Open Turnier, Weihnachtsblitzturnier.

Spielabende finden jeden Dienstag ab 19.30 Uhr im Vereinsheim am Biebricher Schlosspark statt derzeit G3-Regel für Erwachsene.


Nachgefragt

WK-Redakteur zu Gast beim 2. Vorsitzenden Lothar Dyck

Dyck foto

Lothar Dyck ist fasziniert und begeistert vom Schachspiel. So sehr, dass er seine Freude gerne teilt - im Wiesbadener Schachverein 1885 und in diversen Grundschulen, wo er privat Schachunterricht gibt.

Von Patrick Rupp

 Wenn man mit Lothar Dyck über das Schachspiel redet, glänzen seine Augen. Die Worte sprudeln wie ein Wasserfall aus ihm heraus. „Mein Vater hat es mir damals beigebracht. Mit elf Jahren habe ich die Schach- Rätsel in der Zeitung gelöst. Der Name der Person, die das Rätsel gelöst hatte, wurde dann veröffentlicht“, erinnert sich der heute 74-Jährige. Das Brettspiel fasziniert ihn bis heute: die Geschichte, der Geist, das Wesen und nicht zuletzt die gesellschaftliche Bedeutung des Schachs. Darüber könnte man sich über Stunden mit ihm unterhalten.

Wichtiges auf fünf Seiten

Irgendwann kam der Nordenstadter auf die Idee, dass er diese Begeisterung mit anderen Menschen teilen müsste. „Ich staune immer wieder, wenn ich mich mit dem Spiel auseinandersetze. Meine Hoffnung ist, dass es anderen auch so geht“, erzählt Dyck, der vor seiner Pension Polizeibeamter war.

Er schnappte sich ein altes Schachlexikon, das er 1998 auf einem Flohmarkt ergattert hatte. Nachdem die Staubflusen entfernt waren, begann er die Lektüre des Wälzers. Über tausend Seiten über das Schachspielen, das wäre selbst ihm zu viel, dachte sich Dyck und fasste das Wichtigste auf fünf Seiten zusammen. Dazu nutzte er weitere zehn Bücher, deren Inhalte ihn vor allem mit der einzigartigen Schach-Rhetorik begeisterten. „Ein kleiner Streifzug durch die Schachwelt“ nennt er sein Werk, das sich nur bei ihm auf dem Computer befindet. Neben der Historie des Spiels zeigt Dyck darin anhand vieler Zitate, welche Bedeutung Schach erzielen kann.

Der französisch-amerikanische Maler Marcel Duchamp bezeichnete das Schachspiel etwa als „fast zu schwierig für die Beschränktheit des menschlichen Geistes“. Die Vergleiche, die Künstler und Philosophen anstellen, sind oft sehr treffend, sagt Dyck. Im Wesentlichen gehe es darum, so auch ein zentraler Satz seines Streifzugs durch die Schachwelt, „die uralte Spannung zwischen Geist und Materie, Kontrolle und Freiheit, Beherrschung und Liebe immer neu auszutragen“. Diese Spannung gebe es bei jedem Spieler. Natürlich ist Dyck nicht nur ein Schachschreiber, sondern auch ein Schachspieler. Bescheiden sagt er: „Ich spiele sehr gerne, aber es sind viele besser.“ Als zweiter Vorsitzender des Wiesbadener Schachvereins 1885 kennt er jene Schachprofis, die ihm überlegen sind. Die erste Mannschaft der 85er, die ihren Sitz im Jeanne-Schütz-Haus am Biebricher Schlosspark hat, spielte sogar schon in der Ersten Liga.

Dyck ist als engagiertes Vorstandsmitglied stets um Zuwachs bemüht. Am vielversprechendsten sind dabei junge Schachbegeisterte, die besonders lernwillig sind. Zu diesem Zwecke tourt Dyck in Eigenregie durch Grundschulen. In Wallau sowie in den Wiesbadener Vororten Naurod, Nordenstadt und Biebrich unterrichtet er Schüler im Schach - meist nachmittags.

Lernen fürs Leben

Zwölf Lerneffekte, die über das Spiel hinausgehen und im Leben eine große Rolle spielen, hält Dyck dabei für bedeutsam. Neben der Erhöhung der Disziplin und derWeiterentwicklung der Geduld sei das selbstkritische Überdenken eigener Fehler von herausragender Wichtigkeit. „Während des Spiels dokumentiert man jeden seiner Züge. Somit bleiben die Fehler präsent. Das lässt sich zweifelsohne auch auf das Leben übertragen“, betont Dyck, der kürzlich Urgroßvater wurde. Doch wie bei seinen Kindern und Enkeln wird er auch seinen Urenkel nicht bedrängen, sich für das Schachspiel zu begeistern: „Das muss jeder selbst entscheiden. Jeder soll aber wissen, was es für ein besonderes Spiel es ist.“ Aus diesem Grund ist Dyck zum Schachschriftsteller geworden.