WSV Heim

Spielabende jeden Dienstag
ab 19.30 Uhr
im Vereinsheim
am Biebricher Schlosspark.

Jugendtraining 18.00 - 19.00 Uhr

Der Start in die neue Hessenligasaison stand unter keinem günstigen Stern. Leider mußten gegen die deutlich favorisierte 2. Mannschaft der Schachfreunde Bad Emstal / Wolfhagen
(in dieser Besetzung für mich ein Aufstiegsfavorit) gleich 4 Stammspieler passen - Federico, Florin, Joachim und Maja.
Das passiert bei uns eher selten, aber es kam halt einiges zusammen.

Gefühlt brauchte es für dieses eine Spiel bereits mehr Ersatz als für die gesamte Aufstiegssaison. Wobei wir damals wegen Nichtantreten bzw des Rückzugs von Mannschaften (Corona Zeit) auch 3 x kampflos gewannen.
Aber wir haben ja etwas mehr Spielraum als die letzten Jahre hinsichtlich unserer Ersatzbank und vor allem auch genügend Vorlaufzeit gehabt, eine gute Truppe zusammenzustellen. Dieses Glück blieb unserem Gegner verwehrt, ihn trafen gleich zwei krankheitsbedingte Absagen von Stammspielern direkt am Spieltag. Und das bei einem Auswärtsspiel mehr als 200km enfernt von zu Hause. Da findet man dann in aller Regel keinen Ersatz mehr, und so mußten die Schachfreunde Bad Emstal zu Sechst bei uns antreten und 2 Bretter freilassen. Aber diese 6 Spieler/innen hatten es in sich und kämpften unverdrossen um jeden Zentimeter, um das Handicap irgendwie auszugleichen. Und das gelang ihnen auch dank dieses tollen Teamgeistes, es mußte keine einzige Niederlage quittiert werden und letztlich fuhr Bad Emstal sogar als Sieger nach Hause. Und das zu Sechst! Und das auch völlig verdient. Aber der Reihe nach.
Wir lagen also dank Michael und Marcel's kampflosen Siegen erstmal vorn. Uli an Brett 1 hatte allerdings mit dem jungen IM Petrovskiy (Jahrgang 2007) eine wirklich harte Nuß zu knacken, was nicht gelang. Ein einziger kleiner Fehlgriff (der Randbauernzug nach h4 statt der Zentralisierung des Lb8 nach e5) im ansonsten spannenden und ausgeglichenen frühen Mittelspiel und die Partie war danach schon hinüber, da die Erwiderung d5-d6 den Läufer b8 vom Spiel ausschloß. Ronald, unser Neuzugang, hatte es an Brett 2 ebenfalls mit einem jungen und starken Gegner zu tun. FM Bilovil hat mit seiner ELO und DWZ über 2400 bereits IM Stärke. Nichtsdestotrotz fand sich Ronald in einer sehr scharfen Stellung gut zurecht und konnte dem Gegner einige Probleme bereiten, die dieser aber in den Griff bekam. Am Ende ein beidseitig verdientes Remis. Maxim spielte an Brett 6 gegen SF Kandic und mußte in guter Stellung ein temporäres Figurenopfer bringen, um seinen Vorteil zu zementieren, übersah es aber und war ab da im Rückwärtsgang. Bis zum bitteren Ende. Evsey hatte es mit der jungen SF(in) Kozachenko zu tun (Jahrgang 2006), die aber bereits mit 2087 DWZ Punkten gelistet ist. Harter Tobak für Evsey, der dann in der Partie eine Taktik zuviel zugelassen hat, nur um dann später in bereits schlechterer Stellung (Bauer weniger) selbst eine Taktik anzubringen, die aber letztlich nicht funktionierte. Frank hatte gegen SF Konetzke deutlichen positionellen Vorteil aus der Eröffnung herausgeholt und dann alle Gegenspielmöglichkeiten im Keim erstickt. Eine perfekte Partie - bis zum Remisangebot in einer +4,5 Stellung. Frank wußte wohl, dass er besser steht,wohl aber nicht, dass er bereits soooo gut steht. Er wollte aber kein Risiko eingehen, hatte er doch in der letzten Saisons in seinen 3 Einsätzen als Ersatzspieler keine Punkte geholt und dabei jedes Mal bessere

Stellungen verdorben. Und diese Serie wollte er einfach durchbrechen. Frank, mach weiter so. Deine Formkurve zeigt stetig nach oben. Und Du bist immer bereit, auch kurzfristig einzuspringen, wenn die Mannschaft dich braucht. Danke. Und außerdem ...... den Kampf hätten wir auch dann mit 3,5-4,5 verloren, wenn du gewonnen hättest. Erklärung folgt sogleich. Meine Partie gegen IM Uwe Kersten war – aus meiner Sicht - eine mittlere Katastrophe. Die Eröffnung ist trotz massivem Zeitaufwand irgendwie schief gelaufen. Nein - total schief. Im Mittelspiel überspielt mich Uwe dann nach Strich und Faden und konnte den Sack mehrfach zumachen. Am einfachsten war wohl das Matt auf g7 mit seinen 2 Türmen, nur mußte er vorher noch meine Dame (steht auf e5 und deckt g7) mit einem Damenopfer (Dh5) ablenken, Sah es nicht und wickelte in ein klar besseres (laut engine gewonnenes) Endspiel mit dominanter Dame und 4 Bauern gegen 2 eher passive Türme und 3 Bauern ab. Aber so klar schien uns das während der Patie nicht zu sein, denn immerhin stand einer meiner Türme auf c8 bereits hinter meinem c-Freibauern. Dumm nur, dass der andere passiv auf a8 hinter dem a7 Bauern stand. Anyway, der Spielstand von 4-3 veranlaßte Uwe, ein Dauerschach zu geben, dem ich nicht ausweichen konnte, und damit den Mannschaftsieg (4,5-3,5) einzutüten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Uwe diese Partie weiter gespielt und auch letztlich für sich entschieden hätte, wenn es drauf angekommen wäre.
Ein verdienter Sieg also für Bad Emstal. Wir hoffen, dass ihr gut nach Hause gekommen seid. Für uns klang der Tag bei unserem Griechen im Biergarten aus - mit leckerem griechischem Essen – trotz Niederlage - in guter Laune. Denn da müßte schon die Welt untergehen, dass wir uns hinterher nicht zusammensetzen.

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Willkommen beim Wiesbadener Schachverein 1885

Wir sind ein traditionsreicher Schachverein, deutschlandweit einer der ältesten. Zeitgemäß aufgestellt, bietet der WSV 3 Turniermannschaften von der Oberliga über die Landesklasse bis Bezirksoberliga auf! Unsere aktiven Kinder und Jugendlichen sind je nach Spielstärke in die Mannschaften integriert, ebenso die Ü-60-Spieler.

 Vereinsangebote: regelmäßige Spielabende im eigenen Vereinsheim, Jugendtraining, Schnellschachturniere, GM-Training, Schlosspark-Open Turnier, Weihnachtsblitzturnier.

Spielabende finden jeden Dienstag ab 19.30 Uhr im Vereinsheim am Biebricher Schlosspark statt derzeit G3-Regel für Erwachsene.


Nachgefragt

WK-Redakteur zu Gast beim 2. Vorsitzenden Lothar Dyck

Dyck foto

Lothar Dyck ist fasziniert und begeistert vom Schachspiel. So sehr, dass er seine Freude gerne teilt - im Wiesbadener Schachverein 1885 und in diversen Grundschulen, wo er privat Schachunterricht gibt.

Von Patrick Rupp

 Wenn man mit Lothar Dyck über das Schachspiel redet, glänzen seine Augen. Die Worte sprudeln wie ein Wasserfall aus ihm heraus. „Mein Vater hat es mir damals beigebracht. Mit elf Jahren habe ich die Schach- Rätsel in der Zeitung gelöst. Der Name der Person, die das Rätsel gelöst hatte, wurde dann veröffentlicht“, erinnert sich der heute 74-Jährige. Das Brettspiel fasziniert ihn bis heute: die Geschichte, der Geist, das Wesen und nicht zuletzt die gesellschaftliche Bedeutung des Schachs. Darüber könnte man sich über Stunden mit ihm unterhalten.

Wichtiges auf fünf Seiten

Irgendwann kam der Nordenstadter auf die Idee, dass er diese Begeisterung mit anderen Menschen teilen müsste. „Ich staune immer wieder, wenn ich mich mit dem Spiel auseinandersetze. Meine Hoffnung ist, dass es anderen auch so geht“, erzählt Dyck, der vor seiner Pension Polizeibeamter war.

Er schnappte sich ein altes Schachlexikon, das er 1998 auf einem Flohmarkt ergattert hatte. Nachdem die Staubflusen entfernt waren, begann er die Lektüre des Wälzers. Über tausend Seiten über das Schachspielen, das wäre selbst ihm zu viel, dachte sich Dyck und fasste das Wichtigste auf fünf Seiten zusammen. Dazu nutzte er weitere zehn Bücher, deren Inhalte ihn vor allem mit der einzigartigen Schach-Rhetorik begeisterten. „Ein kleiner Streifzug durch die Schachwelt“ nennt er sein Werk, das sich nur bei ihm auf dem Computer befindet. Neben der Historie des Spiels zeigt Dyck darin anhand vieler Zitate, welche Bedeutung Schach erzielen kann.

Der französisch-amerikanische Maler Marcel Duchamp bezeichnete das Schachspiel etwa als „fast zu schwierig für die Beschränktheit des menschlichen Geistes“. Die Vergleiche, die Künstler und Philosophen anstellen, sind oft sehr treffend, sagt Dyck. Im Wesentlichen gehe es darum, so auch ein zentraler Satz seines Streifzugs durch die Schachwelt, „die uralte Spannung zwischen Geist und Materie, Kontrolle und Freiheit, Beherrschung und Liebe immer neu auszutragen“. Diese Spannung gebe es bei jedem Spieler. Natürlich ist Dyck nicht nur ein Schachschreiber, sondern auch ein Schachspieler. Bescheiden sagt er: „Ich spiele sehr gerne, aber es sind viele besser.“ Als zweiter Vorsitzender des Wiesbadener Schachvereins 1885 kennt er jene Schachprofis, die ihm überlegen sind. Die erste Mannschaft der 85er, die ihren Sitz im Jeanne-Schütz-Haus am Biebricher Schlosspark hat, spielte sogar schon in der Ersten Liga.

Dyck ist als engagiertes Vorstandsmitglied stets um Zuwachs bemüht. Am vielversprechendsten sind dabei junge Schachbegeisterte, die besonders lernwillig sind. Zu diesem Zwecke tourt Dyck in Eigenregie durch Grundschulen. In Wallau sowie in den Wiesbadener Vororten Naurod, Nordenstadt und Biebrich unterrichtet er Schüler im Schach - meist nachmittags.

Lernen fürs Leben

Zwölf Lerneffekte, die über das Spiel hinausgehen und im Leben eine große Rolle spielen, hält Dyck dabei für bedeutsam. Neben der Erhöhung der Disziplin und derWeiterentwicklung der Geduld sei das selbstkritische Überdenken eigener Fehler von herausragender Wichtigkeit. „Während des Spiels dokumentiert man jeden seiner Züge. Somit bleiben die Fehler präsent. Das lässt sich zweifelsohne auch auf das Leben übertragen“, betont Dyck, der kürzlich Urgroßvater wurde. Doch wie bei seinen Kindern und Enkeln wird er auch seinen Urenkel nicht bedrängen, sich für das Schachspiel zu begeistern: „Das muss jeder selbst entscheiden. Jeder soll aber wissen, was es für ein besonderes Spiel es ist.“ Aus diesem Grund ist Dyck zum Schachschriftsteller geworden.